Wie Heutrocknung auch bei hohen Strompreisen rentabel ist

Die derzeitigen Herausforderungen machen auch vor der Heuwirtschaft nicht halt. Umso wichtiger ist es, sich genau anzuschauen, welche Lösungswege es gibt.

Heutrocknung auch bei hohen Energiekosten rentabel

Die Heuwirtschaft ist auch 2023 mit hohen Strompreisen konfrontiert. Experten gehen davon aus, dass die Preissteigerungen in diesem Jahr ihre Spitze erreichen und sich dann wieder etwas einpendeln werden. Viele Landwirtinnen und Landwirte stehen vor der Frage, wie sich die Energiepreise auf die kommenden Heutrocknungssaisonen auswirken und ob sich Heutrocknung überhaupt noch rentiert.

Stromverbrauch hängt vom System ab

Eines vorweg: Die unterschiedlichen Trocknungsarten wie Kaltbelüftung, Dachabsaugung oder Entfeuchtertrocknung brauchen alle unterschiedlich viel Strom bei der Trocknung von Heu. Ebenso sind die Anschaffungskosten bzw. Fixkosten unterschiedlich hoch. Dem Stromverbrauch von verschiedenen Trocknungssystemen sollten immer die Gesamtverluste an Energie im Grundfutter gegenübergestellt werden. Daraus wird ersichtlich, dass bei der Futterkonservierung in Form von Heu viele Parameter zu berücksichtigen sind, wie Grafik 1 zeigt.

Dachabsaugung empfehlenswert

Die Kaltbelüftung ist vor allem unter schwierigen Bedingungen – also bei längeren Regenphasen im Sommer – ungeeignet. Die Ergebnisse sind nicht optimal, dafür ist der Stromverbrauch hoch. In jedem Fall ist die Dachabsaugung zu empfehlen, da bis auf die Errichtung keine zusätzlichen Kosten entstehen. Die Anwärmung der Trocknungsluft oder der Einsatz einer energieeffizienten Luftfeuchter-Anlage bilden die Basis für ein möglichst wetterunabhängiges Trocknungssystem.

Auch bei bestehenden Anlagen kann Strom eingespart werden. Dazu muss das Futter etwas länger auf der Wiese vorgetrocknet werden. Grafik 2 zeigt klar auf einen Blick die Vorteile, wenn der Anfangswassergehalt um 5 bis 10% reduziert wird.

Energiekostenzuschuss sichern

Entlastung bietet der Stromkostenzuschuss des österreichischen Landwirtschaftsministeriums, der über die AMA abgewickelt wird. Bei diesem zweistufigen Verfahren werden aktiv produzierende Betriebe mit ca. 10,4 ct je Kilowattstunde Stromverbrauch bezuschusst. Die erste Stufe erfolgt automatisch über den Mehrfachantrag 2022. Die zweite Stufe ist ein sogenannter Individualantrag und soll von Betrieben mit erhöhtem Stromverbrauch beantragt werden. Ein Antrag ist bis spätestens 15. April 2023 zu stellen, die jeweilige Bezirksbauernkammer gibt Auskunft darüber.

Systemwechsel ist keine Alternative

Auch im Bereich anderer Konservierungs-Systeme wie z.B. der Rundballen-Silageproduktion sind die Kosten gestiegen. So sind Wickelfolien um 25 Prozent teurer geworden, darüber hinaus kommen die hohen Energiekosten bei der Erntetechnik zum Tragen. Ein unüberlegter Systemwechsel ist keine gute Alternative. Zudem bringt die Vermarktungsoffensive der ARGE Heumilch langfristig Sicherheit und bedient erfolgreich eine absolute Marktnische.

Gutes Grundfutter macht unabhängig

Das wichtigste Futtermittel und die Basis für die erfolgreiche Milchproduktion ist das Grundfutter. Gelingt die Konservierung vom Grundfutter nicht perfekt, muss das mit teuren Importfuttermitteln ausgeglichen werden. Dabei bleiben die Fixkosten am Betrieb gleich. Mit anderen Worten: Im Grundfutter steckt der Betriebserfolg! Grafik 3 und 4 zeigen die steigende Grundfutterleistung abhängig vom Trocknungssystem sowie den Milchertrag je Hektar abhängig vom Trocknungssystem.

Milchpreis und Trocknungskosten

Auch wenn der Milchpreis in der Höhe derzeit eine Momentaufnahme wiedergibt, so trägt der gestiegene Milchpreis wesentlich zu einer Verbesserung der Gesamtsituation bei. Vergleicht man den aktuellen Milchpreis mit dem aktuellen Strompreis, so ist die aktuelle Situation sogar günstiger als noch 2018. Das liegt daran, dass die Trocknungskosten je nach Trocknungsart nur bei etwa 5% bis 15% des Milchertrages liegen.

Kraftfutterkosten: Bis zu 100% Plus

Die Kosten für Kraftfutter in der Milchproduktion haben sich in letzter Zeit um 50% bis zu 100% erhöht. Schon alleine daraus wird die Wichtigkeit von hochwertigem Belüftungsheu als Grundfutter ersichtlich. Gerade jetzt ist es rentabel, den massiv gestiegenen Kraftfutterkosten mit hoher Grundfutterqualität zu begegnen.

Photovoltaik als Energiealternative

Heumilchbetriebe haben saisonal einen hohen Stromverbrauch. Der große Vorteil: Der meiste Verbrauch durch die Heutrocknungsanlagen fällt in die Sommermonate, wenn auch viel Energie mit PV-Anlagen auf den Höfen erzeugt werden kann. Der Kombinationen aus Heutrocknungsanlagen und PV-Anlagen gilt daher die Zukunft. Sie sind ein wichtiger Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit.

Neue Investitionsförderung startet

Ab 2023 wird eine neue Investitionsförderung aufgelegt. Diese soll für Umbaumaßnahmen genutzt werden. Nähere Infos gibt es bei den zuständigen Bezirksbauernkammern.

Fazit

Die Produktionsbedingungen für die Milchproduktion bleiben herausfordernd. Die Heutrocknung als Futterkonservierung lohnt sich nach wie vor, denn wer seine Grundfutterkosten im Griff hat, kann auch zukünftig positiv wirtschaften. Die technologischen Fortschritte in der Heutrocknung werden neben den Geräten zukünftig vor allem in der Steuerung der Trocknungsanlage gemacht: Die Einbindung von Photovoltaikanlagen und die Nutzung von Solarstrom sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Zukunft. All das führt zu geringeren Trocknungskosten bzw. geringeren Grundfutterkosten und einer steigenden Unabhängigkeit am Betrieb.