Im Portrait Familie Leitner „Der größte Energiesparer ist das Umdenken“

 
Gemäß diesem Credo leisten Ignaz und Johanna Leitner vom Perstl-Hof im steirischen Oberwölz seit der Hofübernahme im Jahr 1997 Pionierarbeit in Sachen Eigenstromversorgung und Energieeffizienz.

„1973 hat mein Vater die erste Heubelüftung am Hof eingebaut“, erzählt Heumilchbauer Ignaz Leitner, der den Perstl-Hof gemeinsam mit seiner Frau Johanna in vierter Generation führt. Zehn Jahre später folgten Futterschongebläse und Heuverteiler. „Er war schon immer an Fortschritt und Modernisierung interessiert und hatte ein gutes technisches Verständnis für derlei Errungenschaften“, meint Ignaz über seinen Vater. „Das hab ich wohl von ihm.“

Investition in die Zukunft
Nach der Hofübernahme im Sommer 1997 fällten die jungen Leitners eine zukunftsträchtige Entscheidung. Sie wollten wie die Generationen zuvor weiter auf Heumilch setzen – allerdings sollte es Bio-Heumilch sein. Das hieß investieren. „Wir haben den Hof mit einem Heukran ausgerüstet und uns einen stärkeren Lüfter besorgt“, erinnert sich das Paar. Außerdem wurde der in die Jahre gekommene Stall in einen Liegeboxenlaufstall mit Auslauf und 4er-Side-by-Side-Melkstand umgebaut. Vier Jahre später schaffte Ignaz einen Luftentfeuchter an. „Ein Riesen-Meilenstein in Richtung Wetterunabhängigkeit“, zeigt er sich heute noch begeistert.

Hohe Grundfutterqualität bei Dachabsaugung
Die jüngste Neuerung folgt 2016 mit einer Heutrocknungsanlage am neuesten Stand der Technik. „Zu diesem Schritt haben wir uns gemeinsam mit unserem Sohn Clemens entschlossen, der den Hof einmal übernehmen wird“, berichtet der Steirer. Seither wird das gemähte Gras in einer Heubox mit der Fläche von 100 m2 und einer Höhe von 5,5 Metern getrocknet. Ein rasches Umschalten zwischen Dachabsaugung und Umluft über die Entfeuchter sorgt für ideale Bedingungen, um hochqualitatives Grundfutter zu produzieren. „Im Schnitt trocknen wir das Heu innerhalb von zwei bis drei Tagen durch. Mit Intervall-Lüftungen lassen wir es dann fertigreifen“, erklärt Johanna. Die Dachabsaugung sei Goldes wert. Durch das Nützen der Gratis-Wärme der Sonne brauchen die Leitners für die Heutrocknung nur etwa halb so viel Strom wie zuvor. „Da beim Umbau ohnehin ein neues Hallendach notwendig war, war die Installation der Dachabsaugung unkompliziert und auch finanziell nicht aufwändig“, sind sie sich einig. Der Nutzen ist allerdings enorm. „Unser Grundfutter hat eine so gute Qualität wie nie zuvor. Deshalb sind die Fressleistungen unserer durchschnittlich 20 Milchkühe stark gestiegen und wir müssen weit weniger Kraftfutter einsetzen, als das früher der Fall war.“

Effiziente und klimafreundliche Energieversorgung
Zudem nennt Ignaz das Interesse an Photovoltaik als eine seiner großen Leidenschaften. „2003 hatten wir spontan die Möglichkeit, als einer von insgesamt neun Betreibern österreichweit, eine Photovoltaikanlage mit einer Durchschnittsleistung von fünf Kilowatt auf dem Wirtschaftsgebäude zu montieren. Das Besondere daran: Die Solarzellen sind direkt in die Dachziegel integriert, wodurch sie von außen kaum zu erkennen sind. „Damals hatten wir nach dieser Entscheidung einige schlaflose Nächte, die damaligen Investitionskosten von 40.000 Euro haben sich über den geförderten Ökostromtarif aber längst selbst refinanziert“, freut sich der Heumilchbauer. Vor einigen Jahren wurde die Sonnenstromkapazität um eine weitere 8,3 Kilowatt-Photovoltaikanlage inklusive 12-Kilowattstunden-Batteriespeicher erweitert. Dieser wurde notwendig, da in der stromintensivsten Zeit der Milchproduktion morgens und abends kein Sonnenstrom verfügbar ist. „Den Jahresverbrauch von 17.000 Kilowattstunden für Wohnhaus und Stall konnten wir durch die Anlage halbieren“, zeigt sich Ignaz stolz.

Und woher holen sich die Leitners eigentlich die Energie für das Bauersein und dem Immer-wieder-an-neuen-Lösungen-Tüfteln? „Wir sind so aufgewachsen, leben die Kreislaufwirtschaft, sind eng mit dem Hof und der Landschaft verbunden und einfach leidenschaftliche Bio-Heumilchbauern. Ich kann mir gar nichts anderes vorstellen“, ist Ignaz überzeugt. „Energiequelle Nummer 1 ist sicherlich unsere Familie“, ergänzt Johanna. „Die Eltern Ignaz und Theresia, die auch am Hof leben, unsere Kinder Clemens und Sara, Geschwister und Freunde.“ Soviel Elan steckt in der gemeinsamen Arbeit mit der Natur!