Im Portrait Familie Dietrich „Tierwohl beginnt bei der Fütterung, Umbau schafft Komfort“

 
  Bernhard Dietrich und Anette Strolz bewirtschaften 16 Hektar Grünland sowie 2 Hektar Wald oberhalb von Mellau im Bregenzerwald und sorgen für 10 Milchkühe. Eine umfassende Modernisierung des Betriebs bringt Arbeitserleichterung und sorgt für mehr Tierwohl.

„Ich habe bereits mit 19 Jahren den Hof von meinem Vater übernommen, als dieser in Pension ging. Mein Ziel war es, den Betrieb mit einem zukunftsfähigen Stall neu aufzubauen und gute, gesunde Kühe zu züchten. Die Tiere danken uns die Investitionen heute vielfach mit ihrer Gesundheit und Milchmengen von bis zu 8.000 Kilogramm pro Kuh“, freut sich der mittlerweile 29-jährige Heumilchbauer Bernhard Dietrich über die gelungene Umsetzung. Dietrich, der auch als Zimmermann arbeitet, bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Partnerin Anette (35) den „Berghof Dietrich“ auf 900 m Seehöhe in Mellau/Bregenzerwald. Seit vier Jahren ist auch Sohn Elias Teil der Familie. Den Bauernhof hat Bernhard 2013 von seinen Eltern übernommen, die auch schon ausschließlich Heumilch produziert haben. Für ihn war von Anfang an klar, dass die Modernisierung des Hofes zu einer Arbeitserleichterung und zur Verbesserung des Tierwohls führen musste. Und für die Kühe sollte trotz der Steillage des Hofes ein Wechsel von der Anbindehaltung zum Laufstall mit Auslauf möglich sein. Bernhard wusste, dass er mit großer Eigenleistung kosteneffizient umbauen konnte, alle Maßnahmen aber dennoch nur schrittweise möglich waren. Daher wurde der Hof 2017 in einem ersten Schritt durch einen modernen Laufstall erweitert sowie mit einer Dachabsaugung zur optimalen Heutrocknung ausgestattet.

„Heiße Luft“
Drei Belüftungskammern mit insgesamt 550 m3 Volumen ermöglichen nun dank eines Hochleistungslüfters einen wechselweisen Trocknungsbetrieb. Dadurch können die Schnitte stufenweise in die einzelnen Kammern eingebracht werden. „Innerhalb von zwei bis drei Tagen wird das Futter von ca. 35 Prozent auf ca. 10 Prozent herunter getrocknet,“ so Bernhard. Unterstützend wirken das Anwärmen der Zuluft und ein Wärmetauscher.“ Um bei länger anhaltendem Regen dieselben guten Ergebnisse erzielen zu können, wird in einem nächsten Schritt eine Wärmepumpe zur Luftentfeuchtung installiert. Dazu kommen eine 25-kW Photovoltaikanlage zur autarken Stromversorgung.

18.000 € pro Kuhplatz
Ein weiterer wichtiger Schritt für das Tierwohl war der Umbau des traditionellen Anbindestalls in einen Laufstall. Bernhard erklärt: „Der neue Stall für 10 Kühe besteht aus komfortablen Liegeboxen und einem Butterfly Melkstand, der ohne Melkgrube auskommt und ein einzelnes Zu- und Ablassen der Tiere ermöglicht. Dazu kommen acht Kälberboxen, eine Abkalbebox, der Futterautomat und der vergrößerte Heustock.“ Zentraler Bestandteil ist der neue Auslauf, den die Kühe das ganze Jahr– auch wenn es schneit oder regnet – nutzen können. In der Melkanlage werden nun zwei Kühe nebeneinander gemolken. Eine Aufgabe, die pro Melkdurchgang nurmehr eine Dreiviertelstunde in Anspruch nimmt. Die neuen Spaltenböden im Stall erleichtern das Misten, die Gummimatten schonen die Gelenke und am Kraftfutterautomat können sich die Kühe selbst bedienen. Da Bernhard als Zimmermann sehr viel Eigenleistung einbringen konnte, beliefen sich die Investitionen letztendlich auf rund 200.000 Euro. Ein Kuhplatz kostete somit vor der Investitionsförderung von 40 % rund 18.000 Euro.

Beste Futterqualität
Während die Kühe der Dietrichs zwischen Frühjahr und Herbst das Gras und die Kräuter auf der Alpe genießen, widmet sich Bernhard der Futterproduktion auf den steilen Bergwiesen rund um seinen Hof. Der Vorarlberger experimentiert seit vielen Jahren an der Verbesserung seiner Heuqualität und konnte gute Erfolge erzielen. „Die Futterqualität hat sich durch bodenschonendes Arbeiten sehr verbessert. Wir nutzen zum Beispiel leichtere Arbeitsgeräte und achten darauf, das Grundfutter nicht unnötig zu überfahren“, erklärt Bernhard. Dank seiner effizienten Art zu heuen, kann das Heu früher eingebracht werden und die Nährstoffe bleiben erhalten. Für den Humusaufbau wird mehr Festmist ausgebracht. Und obwohl der Bregenzerwald eine der regenreichsten Regionen Österreichs ist, setzt Dietrich bei der jährlichen Aussaat auf Tiefwurzler-Gräser. Eine Vorsorge für möglicherweise trockenere Sommer in Zukunft.

Freude an den Tieren
„Ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass ich jemals in der Landwirtschaft lande. Ich kannte aber bereits den Umgang mit den Tieren, da ich mit den Großeltern als Kind öfters auf der Alpe war. Es ist genau diese Freude an den Tieren, die wir unserem Sohn Elias vermitteln möchten“, erklärt Anette den täglichen Antrieb für ihre herausfordernde Arbeit. Eine Arbeit, die auch in Zukunft nicht ausgehen wird. Bernhard lachend: „Mit unserem Laufstall sind wir für die Zukunft gerüstet. Wir haben bewusst nicht zu groß gebaut, damit wir flexibel und unabhängig sind. Wir möchten weiter auf dem aufbauen, war bisher geschaffen haben. Unser Ziel ist konstant gesundes Vieh mit guten Leistungen zu züchten.“