Wo kein Weg gerade ist: Heumilchbäuerin Magdalena pflegt die Artenvielfalt in steilster Lage

Lesezeit

ca. 4 Minuten
Lebensmitteltechnologin, Qualitätsmanagerin, Mama, Ehefrau und begeisterte Heumilchbäuerin – das alles und mehr ist Magdalena aus Fügenberg im Zillertal. Mit gerade einmal 30 Jahren bewirtschaftet sie gemeinsam mit ihrem Mann und dem Schwiegerpapa den Bichlhof, der hoch über dem Tal thront und wo „kein Weg gerade ist“. Das stellt die dynamische Bäuerin vor einige Herausforderungen, die sie jetzt im Frühling und im weiteren Jahreslauf mit viel Einsatz und Kreativität meistert.

 

Die Schafe bleiben unbeeindruckt. Geschickt bewegen sie sich auf den steilen Hängen rund um den Bichlhof und behalten genau im Auge, ob an der einen oder anderen Stelle schon Gräser und Kräuter in der warmen Frühlingssonne sprießen. Wie nebenbei festigen sie bei ihren Spaziergängen den Boden und leisten so einen Beitrag zur Biodiversität und für die Bewirtschaftbarkeit der Flächen. „Unsere Schafe haben wirklich goldene Klauen. Mit ihrem sicheren Tritt verfestigen sie die Grasnarbe im Boden. Wo in steilen Lagen vor zwei Jahren noch kein Gerät eingesetzt werden konnten, können wir jetzt danke der Tiere mit dem Mäher arbeiten“, erklärt Magdalena.

Heumilchbäuerin Magdalena Esterhammer

 

Heuwirtschaft in Steillage

Die Hänge in Fügenberg sind so steil, dass sie mit normalem Gerät nicht befahren werden können. Nur etwa 7 Hektar können zumindest mit einem Mähtrak, einem geländegängigen Mini-Traktor gekreiselt werden, um den Trocknungsvorgang des Heus am Feld zu beschleunigen und die Qualität zu erhöhen. Gemäht und eingebracht wird die Heuernte auf den 9 Hektar Futterflächen mit handgeführten Mähern und der guten alten Sense.

Heuwirtschaft in Steillage

Diese zu bedienen hat Magdalena schon vor langer Zeit gelernt: „Ich bin auf einem Gasthof mit angeschlossener Landwirtschaft aufgewachsen. Besonders mein Großvater hat mir vieles beigebracht, was man zur Heuernte wissen und können muss. Zum Beispiel das Mähen mit der Sense in unwegsamem Gelände. Mein Opa war sehr belesen und hat schon damals einen nachhaltigen Ansatz in der Landwirtschaft verfolgt. Das inspiriert mich bis heute,“ blickt die Heumilchbäuerin gerne auf diese prägende Zeit zurück.

Alle helfen zusammen

Dass ihr dieses landwirtschaftliche Wissen einmal täglich bei der Arbeit helfen würde, ahnte Magdalena damals noch nicht. Nach dem Studium der Lebensmitteltechnologie arbeitete sie unter anderem im Bereich Forschung und Entwicklung bei der Firma Spitz in Oberösterreich, bis ihr „der Hannes dazwischengekommen ist.“ Erst kam die Liebe, dann die Hofnachfolge. Heute sorgt die junge Familie für 9 Heumilchkühe mit Nachzucht, 5 Schafe mit ihrem Nachwuchs und einige Hühner – im Nebenerwerb, denn neben Hannes arbeitet auch Magdalena als Qualitätsmanagerin in Teilzeit. „Wenn ich arbeite, kümmert sich der Schwiegerpapa um alles. Dafür entlasten wir ihn an den anderen Tagen,“ erklärt Magdalena, wie alle am Bichlhof zusammenhelfen. Eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft ist das Ziel der Familie, zu dem alle auf ihre Weise beitragen.

 

Heumilchwirtschaft in Steillage

Ein nachhaltiges Paradies für Vögel und Insekten

Die große Leidenschaft von Schwiegervater Ludwig etwa ist die Obst-Veredelung. Aktuell stehen 60 Obstbäume in der Einfahrt und warten darauf, ausgepflanzt werden. Die Hecken der Weideflächen sind schon jetzt mit über 500 Obstbäumen und Büschen bepflanzt. „Das ist ein wahres Refugium für die Artenvielfalt. Auf den Ästen und im Unterholz leben verschiedenste Insekten wie Käfer, Bienen und Heuschrecken, auch Blindschleichen finden hier Unterschlupf. Vögel bauen ihre Nester und haben ausreichend Nahrung, denn wir können nie alle Früchte der Apfel-, Birnen- und Pfirsichbäume, Himbeer-, Brombeer- und Erdbeerstauden ernten,“ beschreibt die Heumilchbäuerin ihr persönliches Schlaraffenland, das besonders behutsam gepflegt wird. „Hier mähen wir nur ganz vorsichtig mit der Sense.“

Frühling am Heumilchbauernhof

Magdalenas liebster „Job“ am Bichlhof steht jetzt im Frühling kurz bevor: „Am schönsten ist für mich der Weideaustrieb der Tiere, der je nach Witterung Ende April oder Anfang Mai startet. Die Heumilchkühe beobachten schon in den Wochen zuvor ganz genau, wie die Zäune aufgestellt werden. Wenn es dann so weit ist, gibt es kein Halten mehr. Unsere alte Elsa überholt die ‚Jugend‘ und ist immer als erste auf der Weide,“ schmunzelt Magdalena.

Vorbereitung Heuwirtschaft Frühling

Bis die kleine Herde auf den Wiesen und Weiden „so richtig Gas geben kann“, ist jedoch noch einiges zu tun: Neben dem Vorbereiten der Zäune werden Maulwurfshügel begradigt, die Grasnarbe gelockert und an manchen Stellen nachgedüngt. Hier ist die steile Lage des Bichlhofs von Vorteil, denn beim Ausbringen des natürlichen Düngers kommt die Schwerkraft ins Spiel: „Auf etwa einem Drittel der Flächen haben wir ein mobiles Rohr-Leitungssystem, über den der hofeigene Dünger transportiert werden kann. Dann wird sie über einen Schlauch einfach verteilt,“ erklärt die Heumilchbäuerin. Ganz so einfach ist das Ausbringen des Düngers dann aber doch nicht, korrigiert sie sich schmunzelnd: „Nach dem ersten Mal musste ich schon dreimal Haare waschen. Zum Glück macht das meistens mein Schwiegerpapa mit Hannes, meinem Mann!“

Traditionelle Wirtschaftsweise in nächster Generation

So tragen in Magdalenas Familie alle mit ihrem Wissen und besonderen Fähigkeiten zum Erfolg des Familienbetriebes bei. „Durch meinem Hintergrund als Lebenstechnologin schätze ich die hohe Qualität der Heumilch besonders,“ betont Magdalena. Die traditionelle Wirtschaftsweise ist ihr in allen Bereichen wichtig. Die Arbeit ihrer verstorbenen Schwiegermama dient als Inspiration für das neueste Projekt: Sie hat immer einen schönen Garten für den Eigenbedarf gepflegt. Das möchte Magdalena nun wieder aufleben lassen. In ihrer knappen Freizeit überlegt die junge Bäuerin, welche Gemüsesorten im Jahreslauf benötigt werden und plant die Aussaat der verschiedenen Pflanzen. So wird in diesem Jahr ein weiterer Ort am Bichlhof entstehen, an dem es wächst und blüht – auch wenn kein Weg gerade ist.

Auch du möchtest heuer in deinem Garten oder (Hoch-)Beet verschiedene Gemüse und Obst ernten? In unserem neuen Rezeptheft „Saisonküche“ findest du nicht nur genussvolle Heumilch-Rezepte für jede Jahreszeit, sondern auch einen praktischen Saisonkalender zum Heraustrennen. Hier geht es zur kostenlosen Bestellung

Ähnliche Beiträge

Ausgewogene Ernährung: Die Kraft der Heumilch-Produkte
15.4.2024 Genussvoll leben

Ausgewogene Ernährung: Die Kraft der Heumilch-Produkte

Viele von uns nehmen sich im Frühjahr vor, sich gesünder und ausgewogener zu ernähren. Spätestens…
Mit Heumilch-Genuss das Tierwohl unterstützen
8.2.2024 Am Heumilchbauernhof

Mit Heumilch-Genuss das Tierwohl unterstützen

Heumilch-Betriebe ermöglichen ihren Tieren jede Menge Bewegung. Das hält die Heumilch-Kühe gesund und macht sie…
Die Heumilch-Käseregionen und ihre Besonderheiten in Österreich und dem Allgäu
11.12.2023 Genussvoll leben

Die Heumilch-Käseregionen und ihre Besonderheiten in Österreich und dem Allgäu

Die Alpenregion in Österreich und das Allgäu sind untrennbar mit der kulinarischen Tradition der Heumilch-Käseherstellung…
Mit „Meal-Prep“ Heumilch-Gerichte auch unterwegs genießen
6.10.2023 Genussvoll leben

Mit „Meal-Prep“ Heumilch-Gerichte auch unterwegs genießen

Schnelle und leckere Heumilch-Gerichte fürs Büro, die Schule oder für unterwegs? Kein Problem mit Meal-Prep!…
Gesunde Böden sind die Basis für Artenvielfalt, Klimaschutz und eine erfolgreiche Heuwirtschaft
28.9.2023 Nachhaltig leben

Gesunde Böden sind die Basis für Artenvielfalt, Klimaschutz und eine erfolgreiche Heuwirtschaft

Dr. Andreas Bohner, Boden- und Vegetationsökologe an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, spricht über die Beschaffenheit von…
Bier und Heumilch-Käse – eine Verbindung mit langer Tradition
31.8.2023 Genussvoll leben

Bier und Heumilch-Käse – eine Verbindung mit langer Tradition

Tina Ganser, Geschäftsführerin und Mitbegründerin der Brauerei Schnauzer und Beagle, kommt bei der Kombination von…
Mit dem KlimaTicket unterwegs in Salzburg: Wandervielfalt im Naturpark Buchberg
17.7.2023 Nachhaltig leben

Mit dem KlimaTicket unterwegs in Salzburg: Wandervielfalt im Naturpark Buchberg

Wer im Naturpark Buchberg am malerischen Mattsee unterwegs ist, hat die Qual der Wahl: Sechs…
Feinster Heumilch-Käse von der Alpe Obere im Bregenzerwald
13.7.2023 Am Heumilchbauernhof

Feinster Heumilch-Käse von der Alpe Obere im Bregenzerwald

Die Alm- bzw. Alpwirtschaft hat in den Heumilch-Regionen eine jahrhundertelange Tradition. Eine Besonderheit dabei ist…
It´s tea time: Zeit für Cold-Brew-Tee mit köstlichem Heumilch-Käse
21.6.2023 Genussvoll leben

It´s tea time: Zeit für Cold-Brew-Tee mit köstlichem Heumilch-Käse

Es muss nicht immer Wein zum Käse sein. Gemeinsam mit Marie Živković, Store Managerin bei…
Wertvolle Erde, sauberes Wasser und gesunde Luft: Alleskönner Dauergrünland
22.5.2023 Nachhaltig leben

Wertvolle Erde, sauberes Wasser und gesunde Luft: Alleskönner Dauergrünland

Durch eine Studie der Universität für Bodenkultur Wien ist wissenschaftlich belegt, dass die traditionelle Pflege…
Ausbildung zur Heumilchbäuerin: „Ich möchte vom Fragen zum Wissen kommen“
28.4.2023 Am Heumilchbauernhof

Ausbildung zur Heumilchbäuerin: „Ich möchte vom Fragen zum Wissen kommen“

Von der Großstadt in ein kleines Dorf im Allgäu führte Laura die Liebe. Dazu kam…
Frühlingsfit mit Heumilch-Kräuter-Gerichten
4.4.2023 Genussvoll leben

Frühlingsfit mit Heumilch-Kräuter-Gerichten

Der Frühling steht in voller Blüte, Wiesen und Weiden erwachen landauf und landab zu neuem…