Im Portrait Familie Übertsberger „Nur ein gesundes Euter liefert beste Heumilch!“

 
Isabella und Lukas Übertsberger bewirt schaften nach der elterlichen Übergabe einen Bio-Heumilchbetrieb mit 90 Milch kühen, 25 Kalbinnen und 20 Kälbern in Strasswalchen, Salzburg.

Für Weide und Heuproduktion stehen ihnen 95 Hektar Dauergrünland zur Verfügung. Isabella erklärt im Gespräch die wichtigsten Einflussfaktoren für die Eutergesundheit und warum eine Senkung der Zellzahl die Milchleistung steigert.

HM-Journal: Isabella, warum habt ihr euch verstärkt mit dem Thema Eutergesundheit auseinander gesetzt?
Isabella: Bei einer Weiterbildung lernte Lukas, dass die Reduktion der Zellzahl von 250.000 auf 100.000 um 315 Liter mehr Milch pro Kuh und Jahr ergibt. Daher wussten wir, dass sich jede Maßnahmen um dieses Ziel zu erreichen, positiv auf die Wirtschaftlichkeit unseres Betriebes auswirkt.
HM-Journal: Welche Rolle spielt die Futterqualität?
Isabella: Eine hohe Grundfutterqualität ist die Basis für eine gesunde Herde und eine erfolgreiche Heumilch-Produktion. Man erreicht damit eine höhere Milchleistung und erhält bessere Inhaltsstoffe. Eine schonende Ernte und eine energieeffiziente Heutrocknung schaffen gute Lagerbedingungen und hohe Heuqualität.
HM-Journal: Wie hängen Hygiene und Liegekomfort zusammen?
Isabella: Die Sauberkeit der Liegeflächen und ein hoher Liegekomfort mit ausreichend Platz sind für die Tiere besonders wichtig. Alle Liegeboxen werden zweimal am Tag mit einem Rechen gesäubert, gepflegt und mit einem Kalk-Strohgemisch neu „aufgebettet“. Dies können auch Betriebe mit Kombinationshaltung anwenden. Wir säubern die beiden Lely-Melkroboter und alle Tränkebecken zweimal täglich, die Reinigungsbürsten alle zwei Wochen.
HM-Journal: Deine Kälber sind dir sehr wichtig. Worauf achtest du besonders bei der Aufzucht?
Isabella: Unsere Kälber erhalten nur die höchste Milchqualität während ihrer Aufzucht. Die richtige Entwicklung legt den Grundstein für gesunde und leistungsbereite Milchkühe. Daher verfüttern wir nie Milch von Kühen mit hoher Zellzahl oder Milch von behandelten Kühen.
HM-Journal: Welche Methode wendest du beim Trockenstellen an?
Isabella: Selektives Trockenstellen ist uns schon sehr lange wichtig. Ich probe uns, den Hof weiter zu entwickeln und für unsere zwei Buben Maximilian und Alexander zukunftsfit ausnahmslos alle Kühe. Wenn ein Erreger nachgewiesen wird, wird der passende Trockensteller und ein Versiegler verwendet. Bei allen Kühen, die bei der Viertelgemelksprobe in Ordnung sind, wird nur ein Versiegler verwendet. So können wir den Antibiotikaeinsatz massiv minimieren.
HM-Journal: Ihr seid sehr offen für technische Neuerungen. Wie gehst du mit dem Roboter um?
Isabella: Technische Unterstützung und deren richtige Anwendung entlastet uns bei der Arbeit. Das betrifft grundsätzlich auch Melkstand-, Rohrmelk- oder Standeimerbetriebe. Wir
verwenden seit März 2023 Lely-Melkroboter. In einem Eutergesundheitskurs von Lely konnte ich die Einstellungen kennen lernen, um sie an meine Herde perfekt anzupassen.
HM-Journal: Wie senkt ihr den Stress für eure Kühe?
Isabella: Automatische Lüfter reduzieren den Hitzestress im Sommer. Wenn unsere Kühe im Sommer auf die Weide gehen, bekommen sie zusätzlich im Stall Belüftungsheu der verschiedenen Schnitte vorgelegt. So erhalten unsere Kühe eine kontinuierliche Grundfutterration. Gleichzeitig sorgt ein automatischer Futterschieber ohne Kraftfutteraufsatz rund um die Uhr für einen vollen Futterbarn, daher gibt es keinen Futterstress in der Herde. Ein ruhiger Umgang mit den Tieren ist uns natürlich auch sehr wichtig.
HM-Journal: Welche Vorteile haben sich aus all diesen Maßnahmen ergeben?
Isabella: Wir konnten alle LKV-Daten verbessern und so mehr Milch pro Kuh an die Molkerei liefern. Neben der Arbeitserleichterung sind die Tierarztkosten stark gesunken. Es kann bereits über Jahre zu 100% auf Antibiotika während der Laktation verzichtet werden. Unsere Kälber sind fitter und später als Erstlaktierende weisen sie eine gute Eutergesundheit, sowie eine hohe Einsatzleistung auf.
HM-Journal: Aktuell werden viele Höfe übergeben. Wie blickt ihr als jüngere Generation in die Zukunft?
Isabella: Für mich und meinem Mann Lukas sind Leidenschaft, Motivation und ständige Bildung der Grundstein für eine erfolgreiche Milchwirtschaft. Wir freuen uns, den Hof weiter zu entwickeln und für unsere zwei Buben Maximilian und Alexander zukunftsfit zu erhalten. Und dass die Heuwirtschaft letztes Jahr die Auszeichnung als Weltkulturerbe erhalten hat, macht uns besonders stolz.