Heuernte ist mehr als Routine

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Heuernte ist mehr als Routine: ein Zusammenspiel aus Erfahrung und Verantwortung

 

Wenn die Traktoren auf den Feldern ihre Kreise ziehen, weiß man: in den nächsten Tagen bleibt es trocken – beste Voraussetzungen für die Heuernte. Doch was von außen oft nach einem einfachen, routinierten Ablauf aussieht, erfordert viel Erfahrung, Vorbereitung und Planung. Denn bei der Mahd geht es nicht nur darum, Gras zu schneiden – es geht um Tierwohl, Wetter, Futterqualität und Nachhaltigkeit. Was dabei zu beachten ist, berichten die Heumilchbotschafterinnen Magdalena aus dem Zillertal sowie Laura und ihr Partner Christoph aus dem Allgäu aus eigener Erfahrung.

Gutes Heu beginnt mit dem Wetterbericht
Der erste und wichtigste Schritt vor der Mahd: ein verlässlicher Wetterbericht. „Der Wetterbericht ist bei uns Chefsache“, berichtet Laura lachend. In ihrem Familienbetrieb übernimmt das der Schwiegervater. Vertraut wird auf MeteoBlue und – mit einem Augenzwinkern – auf den Stand der Sterne. „Bis jetzt sind wir damit nie in den Regen gekommen.“ Auch Magdalena verlässt sich nicht nur auf eine einzelne Quelle. Sie nutzt gängige Wetter-Apps wie Agrarwetter, Bergfex und den Wetterbericht des Geosphere Austria. „Letztendlich treffe ich die Entscheidung immer gemeinsam mit meinem Mann. Er ist ein echter Wetterguru,“ verrät sie.

Organisation mit Weitblick
In den Familienbetrieben sind Vorbereitung und Zeitmanagement besonders wichtig. Die Motormäher und Traktoren werden nach jeder Mahd kontrolliert, Lager geschmiert, Mähmesser geschärft sowie Öl und Diesel aufgefüllt. Vor dem nächsten Einsatz wird alles noch einmal überprüft.
Die Mähplanung ist auf beiden Höfen flexibel und gut abgestimmt. Der erste Schnitt beginnt je nach Witterung meist Ende April, manchmal auch erst Ende Mai. Die Folge-Schnitte erfolgen dann alle fünf bis fünfeinhalb Wochen.
Auch berufliche und familiäre Verpflichtungen spielen mit hinein. „Wir planen meist so, dass wir am Samstag heuen können – dann ist mehr Zeit für die Arbeit draußen“, erklärt Magdalena, die den Bergbauernhof mit ihrem Mann im Nebenerwerb führt. Die Entscheidung, wann gemäht wird, fällt oft spontan.

Sicherheit für Wild- und Haustiere
Das Absuchen der Flächen ist fester Bestandteil der Vorbereitung. Vor allem beim ersten Schnitt des Jahres sind Wildtiere besonders gefährdet. „Im Zillertal arbeiten wir eng mit den örtlichen Jägern zusammen. Die suchen die Flächen mit einer Drohne und Wärmebildkamera meistens am Vorabend der Mahd ab. Das entspannt ungemein, wenn man weiß, dass die Kitze sicher sind,“ erklärt Magdalena. Auch Hauskatze „Kitty“ wird vor der Mahd vorsichtshalber ins Haus gebracht.
Laura und Christoph setzen ebenfalls auf die Zusammenarbeit mit dem Jäger. Wenn dieser verhindert ist, begehen sie die Flächen mit ihrem Hund. „Wir haben schon Kitze gefunden und in Sicherheit gebracht. So, dass sie die Mutter auch wieder findet“

Tageszeit – entscheidend für Tiere und Heu
Die Tageszeit beeinflusst nicht nur das Wohl der Tiere, sondern auch die Futterqualität. „Am liebsten mähen wir am späten Nachmittag, wenn das Gras trocken ist und wechselwarme Tiere und Insekten noch flüchten können“, sagt Magdalena. Vormittage mit 10 – 15 Grad seien hingegen nicht ganz ideal – da seien viele Tiere und Insekten noch träge.

Um die Heuqualität zu erhöhen, versucht Christoph außerdem, mit möglichst wenigen Kreiseldurchgängen zu arbeiten und die Mahd schonend zu trocknen.

Richtige Technik schützt Leben
Auch während der Mahd ist Aufmerksamkeit gefragt. Meistens mähen sie die Ränder zuerst, um Fluchtwege für Wildtiere offen zu halten.
Außerdem werden die Flächen mosaikartig gemäht, das heißt räumlich und zeitlich gestaffelt. „So bleibt Nahrung für Insekten, und Wild kann sich zurückziehen,“ erklärt Magdalena. Auch Hecken und weitere Rückzugsflächen bleiben stehen. Magdalenas Motormäher ist für den Notfall außerdem mit einem Not-Aus-Schalter ausgerüstet – ein Knopfdruck genügt, und das Gerät steht still.
Auch im Allgäu wird bei der Mahd mit dem Traktor die Geschwindigkeit angepasst, um einerseits ausreichend Zeit für die Tiere zu lassen und um andererseits schneller anhalten zu können.

Mahd mit Verantwortung
Was wie eine alltägliche Arbeit aussieht, ist in Wirklichkeit eine komplexe Aufgabe mit viel Verantwortung für Tiere und Umwelt. „Wir wollen, dass am Ende nicht nur unsere Kühe bestes Heu zu fressen haben, sondern auch das Leben auf der Wiese eine Chance bekommt,“ bringt es Magdalena auf den Punkt.

 

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